Seele als Form nach Alexander von Aphrodisias

Matyáš Havrda

Alexanders Konzept der Seele als einer emergenten Form des Körpers wird vor dem Hintergrund der galenischen Interpretation der Seele als Mischung von körperlichen Qualitäten präsentiert. Dieser Beitrag argumentiert, dass die beiden Auffassungen nicht unvereinbar sind; vielmehr
ist Alexanders Position eine präziser durchdachte Version der galenischen Ansicht. Die Stoßrichtung des Arguments ist die folgende: Alexander lehnt die Ansicht ab, dass die Seele eine Mischung von Körpern ist. Dennoch gibt er zu, dass die Seele aus einer Mischung von Vermögen-Formen im materiellen Substrat des Körpers entsteht, nämlich als eine komplexe Vermögen-Form, in der sie ihre Vollkommenheit
erreichen. Dies steht nicht in Konflikt mit der galenischen Sichtweise – zumindest insofern, als Galens Mischung körperlicher Qualitäten keine Mischung von Körpern, und somit selbst ein Körper, sondern eine Mischung körperlicher Formen, und somit selbst eine Form, ist. Die Schwäche von Galens Position besteht darin, dass er diesen Punkt nicht
klar verdeutlicht.