Andere Vorhersehung. Der Streit um die Identität des Gegners von Origenes in der Schrift Gegen Celsus

Miroslav Šedina

Eines der anhaltenden Probleme, auf die der Leser der Schrift Gegen Celsus, in der sich Origenes mit der heidnischen Kritik der christlichen Frömmigkeit auseinandersetzt, trifft, ist die ungeklärte Frage der philosophischen Identität des Celsus. Origenes verbindet ihn mit dem epikureischen Philosophen gleichen Namens, der in der Zeit wirkte, in der Celsus’ Wahres Wort verfasst wurde, und verleiht damit seinem Widersacher den Anstrich eines Atheisten, der die Existenz der göttlichen Vorhersehung ablehnt. Celsus’ Kritik des Christentums ist nicht erhalten geblieben, aus den Zitierungen des Origenes geht jedoch hervor, dass Celsus eher ein Eklektiker war, der sich zum platonischen Bild der göttlichen Fürsorge für diese Welt bekannte. Die außergewöhnliche philosophische Akribie des Origenes verleitet ihn dabei dazu, gegen Celsus einige der traditionellen platonischen Argumente, die gegen die religiöse Skepsis griechischer Naturwissenschaftler gerichtet waren, zu verwenden. Neben der Frage, inwieweit sich Origenes bewusst war, mit wem er in Wirklichkeit einen Streit führte, kommt so im Rahmen seiner Verteidigung des Christentums das weit ernstere Problem seiner eigenen christlichen Identität zum Vorschein.