Vernunft als Form, Emotionen als Stoff. Plutarchos‘ Theorie der moralischen Tugend in De virtute morali

David Machek

Der Artikel widmet sich einer kritischen Analyse von Plutarchs Moraltheorie in De Virtute Morali im historischen Kontext. Verfolgt wird dabei die allgemeinere philosophische Frage, mit welchen Schwierigkeiten eine philosophische Handlungstheorie rechnen muss, die den wesentlichen Unterschied zwischen Vernunft und Emotionen als Motivationsquellen aufzuzeigen versucht, so wie das Plutarch in seiner Polemik gegen die Stoiker anstrebt. Im ersten Teil rekonstruiert der Autor Plutarchs Auffassung besonders im Blick auf den aristotelischen Rahmen, aus dem sie erwächst und von dem sie sich absetzt. Der zweite Teil zeigt, wie Plutarchs Ansatz durch die Ablehnung der aristotelischen Lösung der Beziehung von vernünftiger und unvernünftiger Motivation sowie durch die Übernahme einiger im Grunde stoischer Voraussetzungen des menschlichen Handelns in die Nähe der stoischen Auffassung gerät, gegen die sie gerichtet war. Zum Schluss entwirft der Autor anknüpfend an Motive bei Plutarch einen alternativen und weniger angreifbaren Lösungsansatz.