Die Figur des unglücklichen Bewusstseins und die mystische Theologie von Dionysios Areopagita

Ota Gál

Die Studie analysiert die beiden letzten Kapitel von Pseudo-Dionysius‘ Schrift Die mystische Theologie im Kontext ihres theologischen Gesamtentwurfs. Sie zeigt, welch ausgeklügelte Negationsstrategien der Autor verwendet, die auf die souveräne Erhabenheit Gottes verweisen und als Sprungbrett für die Seele des Mystikers dienen. Es werden acht Grundstrategien für die Verwendung der Negation skizziert (1/ schlichte Aberkennung, 2/ hierarchische Negation, 3/ Negation eines Gegensatzpaares, 4/ Verneinung des Einflusses relativer Dispositionen, 5/ Übergang von der Negation einer äußeren Beziehung mit dem Attribut zur Negation einer substantiellen Identität mit ihm, 6/ Setzung einer Transzendenz ohne Absenz, 7/ Verneinung aller Verneinungsstrategien, 8/ Setzung von Prädikaten, die vor dem Hintergrund der vorangegangenen Negationen einen Überschuss implizieren) sowie weitere drei Kombinationen von ihnen (I/ Negation gegensätzlicher Prädikate und ihrer Quelle, II/ Negation gegensätzlicher Prädikate, ihrer Quelle und ihres Gegensatzes sowie III/ Negation gegensätzlicher Prädikate ohne Absenz). Der zweite Teil resümiert Hegels Figur des unglücklichen Bewusstseins aus seiner Phänomenologie des Geistes vor dem Hintergrund der Problematik der Intersubjektivität und zeigt, dass Hegel frühere Autoren wie eben Dionysius nur unzureichend berücksichtigte. In der Mystischen Theologie findet sich nämlich eine formale Struktur der Intersubjektivität, wodurch Hegels Analysen unrichtig scheinen.