Namenlose – vielnamige Thearchie Die Theologie der göttlichen Namen und ihre metaphysischen Voraussetzungen bei Dionysius Areopagita

Václav Němec

Der Aufsatz befasst sich mit der dionysischen Theologie der göttlichenNamen. Im ersten Teil wird die Frage untersucht, wie Dionysius dieMöglichkeit positiver Prädikate oder Aussagen über das Göttliche begründet.Hierbei zeigt sich, dass seiner theologischen Semantik ein metaphysischesKonzept zugrundeliegt, in dem das transzendente Göttlicheselbst, welches der menschlichen Erkenntnis und Sprache prinzipiellunzugänglich bleibt, von dessen differenzierten Entfaltungen in derkreatürlichen Welt – den sogenannten „Hervorgängen“ oder „Partizipationen“– unterschieden wird. Und gerade letztere öffnen den Weg für die theologischeErkenntnis und die theologische Sprache. Im zweitenTeil wird dieses metaphysische Konzept des Dionysius als scharfsinnigeUmdeutung des proklischen Systems erörtert, bei der Dionysiusdie Anzahl der Seinsstufen des hierarchisch gegliederten Universumsdrastisch reduziert, um es mit dem christlichen Weltbild kompatibelzu machen. Als entscheidendes Hilfsmittel für diese Reduktion greifter dabei auf die von Proklos selbst stammende Theorie der Kausalitätund Partizipation zurück. Der besondere ontologische Status der„Hervorgänge“ oder „Partizipationen“ bei Dionysios lässt sich geradedadurch erklären, dass er das dreigliedrige Schema Nicht-Partizipiertes/-bares – Partizipiertes – Partizipierendes, mit dessen Hilfe Proklosdas Problem der kausativen Verhältnisse verschiedener Seinsebenenzu lösen versuchte, auf die Beziehung zwischen dem einen Gott undseinen Geschöpfen anwendet.