Wahrnehmungsgegenstand und Gegenstand des Interesses: zu einem Kantischen Motiv

Martin Pokorný

Der Verfasser argumentiert für eine robuste Unterscheidung zwischen den Kantischen Wendungen „Dinge an sich selbst“ und „Noumenon“ und versucht, den Kantischen Begriff des „transzendentalen Gegenstandes“, also des unbestimmten Etwas, als eine Art Zwischenbegriff zu entwickeln. Das „Noumenon“ benennt entweder (a) das Korrelat der Leistungen eines göttlichen Geistes oder (b) die Monade (einer bestimmten Art) als die Entität, in der die rational-spekulativen Setzungen zur Einheit gebracht werden. Die Wendung „Dinge an sich selbst“ ist ein operativer Begriff, der sich, abhängig vom Kontext, über die ganze Skala vom Noumenon bis hin zum unbestimmten Etwas bewegen kann. Das unbestimmte Etwas ist eine Verstandesfunktion, die die Wahrnehmung mitkonstituiert und, neben anderem, die Raum- und Kausalplastizität unserer Erfahrung ermöglicht. Dieser Erfahrungsfunktion sind wir uns immer, wenn auch in margine, durch das Bewusstsein einer permanenten Möglichkeit zur radikalen Veränderung unseres Erfahrungsinteresses bewusst.