Wahrnehmung in Husserls statischer und genetischer Phänomenologie
Sinnliche Wahrnehmung hat in der Phänomenologie einen besonderenVorteil, nämlich dass das Wahrgenommene eine primäre Gegebenheitist. In der Wahrnehmung ist die Sache im Original präsent,und jede weitere Kenntnis der Sache beruft sich auf diese Wahrnehmung. Der Sinn der wahrgenommenen Sache greift aber über die aktuelle Gegebenheit hinaus. Wie können wir dieses doppelseitige Wesen der Wahrnehmung philosophisch beschreiben? Diese scheinbar einfacheFrage erweist sich bei näherer Betrachtung als schwer zu beantworten. Zur Klärung untersucht der Artikel Husserls Auffassung der Wahrnehmung, erläutert die Probleme, die diese Auffassung mit sichbringt, und zeigt, wie diese Probleme bereits in den Ausgangspunktenvon Husserls Philosophie fundiert sind. Der erste Teil befasst sich mit Husserls Auffassung der Wahrnehmungim ersten und zweiten Buch der Ideen zu einer reinen Phänomenologieund phänomenologischen Philosophie, wo Husserl die Methode der statischen Phänomenologie benutzt. Die größten Problemestellen das unklare Wesen der sinnlichen Daten und das problematische Konzept der stufenweisen Konstitution dar. Dieses Konzeptpasst nämlich eher auf wissenschaftlich aufgefasste Objekte als aufdie lebendige Wahrnehmung. Der zweite Teil legt Husserls Auffassung der Wahrnehmung dar, wie sie sich in den Analysen zur passiven Synthesis findet, die einer Methode der genetischen Analyse folgen. Die genetische Analyseüberwindet die statische Auffassung der Ideen in vielen Aspekten. Sie benutzt nicht mehr das problematische Konzept der sinnlichen Daten, und auch die stufenweise Konstitution wird anders aufgefasst. Die genetische Analyse ermöglicht es auf diese Weise, die Wahrnehmungbesser zu begreifen, obschon Husserls Forschungen auch hiergewissermaßen von der wissenschaftlichen Ansicht bestimmt sind.
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