Platon als Inspirator der gegenwärtigen politischen Philosophie?

Jakub Franěk

Eine der größten (und vielleicht schwierigsten) Aufgaben der gegenwärtigen politischen Philosophie ist die Notwendigkeit, liberale und demokratische Werte in postmetaphysischen Begriffen neu zu definieren. Dieser Artikel zeigt auf, dass die politische Philosophie Platons eine Inspiration zur Lösung dieses Problems bieten könnte. Der erste Teil des Artikels ist den politischen Theorien Hobbes’ und Lockes gewidmet, die als exemplarischer theoretischer Audruck „liberaler Ideologie“ verstanden werden können. Es erweist sich, dass Begriffe wie Gerechtigkeit und Erkenntnis sowie die Ideen, die in diesen Theorien enthalten sind, miteinander verknüpft und Ausdruck eines bestimmten Zugangs zur Welt sind. Der zweite Teil versucht eine Interpretation von Platons Begriffen der Gerechtigkeit und der Erkenntnis, wie sie in der Politeia formuliert werden. Auch Platons dialektische Philosophie reflektiert einen bestimmten Zugang zur Welt, der auf seine Art viel offener ist als die aufgeklärt rationalistische und vergegenständlichende Haltung. Dieser Zugang ermöglicht es Platon, von der Gerechtigkeit zu handeln, ohne sie zu vergegenständlichen und einem Komplex von (mathematisch fundierten) Regeln einzuverleiben. Gerade deshalb aber könnte Platon eine Inspiration für die gegenwärtige politische Philosophie sein.