Mircea Eliade: homo religiosus
Der Aufsatz analysiert das Werk Mircea Eliades, eines der bedeutendsten Religionswissenschaftler und -historiker. Eliades Theorie der Religion ist gegründet auf der Polarität zweier Werte: dem Heiligen und dem Profanen. In seinen zahlreichen Schriften schildert Eliade, wie die menschliche Erfahrung des Heiligen sich im Laufe der Zeit veränderte und entwickelte. Dabei unterscheidet er zwei Grundtypen der Religiosität: eine archaische und eine moderne. Die archaische Religiosität bezieht alle Werte aus dem Mythus, der in illo tempore vorging. Die moderne Religiosität hingegen ist teleologisch und auf die Zukunft ausgerichtet.
Nach Eliade ist die westliche Kultur, hervorgegangen aus der jüdisch-christlichen Spiritualität, in ein Stadium eingetreten, in dem sie dringend ihre archaischen Wurzeln wiederentdecken müsste, die sich weit besser in den zeitgenössischen östlichen Kulturen erhalten haben. Seine Rolle als Religionshistoriker (und Schriftsteller) sieht Eliade darin, diese „neue Renaissance“ vorzubereiten. In Erwartung globaler Trends zur kulturellen Annäherung und einer kreativen Begegnung der westlichen Zivilisation mit anderen Kulturen, möchte Eliade die geistige Empfänglichkeit des westlichen Menschen dadurch stärken, dass er ihm mächtig wirkende Symbole archaischer und exotischer Religionen näherbringt. In der Beschäftigung mit seinem Werk gilt es, sich dieser Ambition bewusst zu sein, die im Hintergrund seiner wissenschaftlichen Arbeit für Eliade lebenslang ein zentraler Motivationsfaktor war.
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