Die ketzerische Auffassung des europäischen Erbes in den späten Essais von Jan Patočka

Ivan Chvatík

In dem vorliegenden kurzen Aufsatz mache ich es mir nicht zur Aufgabe, den gesamten „ketzerischen“ Nachlaß Jan Patočkas erschöpfend zu behandeln. Ich möchte nur versuchen, mir seinen wesentlichen Kerngedanken klar zu machen. Was ließ, Patočka zufolge, Europa erst zum eigentlichen Europa werden, und worin besteht das Erbe Europas, das es der Welt mit dem, wie Patočka auch konstatiert, eigenen, sich mit den zwei Weltkriegen beschließenden Untergang hinterlassen hat? Was sollte Europa von sich selbst bewahren, wenn es, wie es heute scheint, wieder ein respektabler Akteur im allgemeinenWeltgeschehen sein will? Gibt es etwas, das die globalisierteWelt vom alten Europa übernehmen sollte, bzw. was sollte sie vermeiden, wenn sie nicht will, daß die Geschichte ein Ende findet und sich der totale Verfall einstellt?