Die Sorge für die Seele bei Demokrit

Aleš Havlíček

Demokrit beschäftigte sich ähnlich wie Platon sowohl mit ethischen als auch mit politischen Fragen und mit deren wechselseitigen Zusammenhängen. Die Entdeckung der ethischen Dimension, die wir oft Platon und Sokrates zuschreiben, wurde bereits von Demokrit diskutiert. Und auch Platons Frage: „Wie soll man leben?“, die nicht anders beantwortet werden kann als durch die Einführung der Seele in die Gesamtproblematik, wird schon von Demokrit als Frage nach dem höchsten Gut des Individuums des Einzelnen thematisiert, welches er Wohlgemutheit (euthymia) nennt, die durch Mäßigung, Harmonie der Seele bzw. durch Seelenruhe zu erreichen ist. Bei Demokrit und Plato spielt der Gedanke der Harmonie eine sehr wichtige Rolle. In der Auffassung der Harmonie zwischen beiden besteht jedoch ein Unterschied: Demokrit begreift die Harmonie der Seele nur als Harmonie ihrer inneren Zustände, wobei die Seele, so geordnet, einen positiven Einfluss auf den Körper hat, während für Platon alle Teile der Seele, d. h. auch die körperliche Teile, harmonisiert werden. Daher gelangen beide Denker zu unterschiedlichen Anworten auf die Frage nach dem Ziel des Lebens. Der Unterschied zwischen beiden Denkern besteht im Grunde genommen im Unterschied zwischen Weisheit und Philosophie.