Der Phänomenbegriff bei Eugen Fink

Jakub Čapek

Der Aufsatz befaßt sich mit Finks Ausführungen zum Thema „Erscheinen“, die er häufig mit der Behauptung einführt: die Phänomenalität der Phänomene sei kein phänomenales Datum. Fink fährt fort: Das Fragen nach dem Erscheinen muß den Bereich des Gegebenen, Erscheinenden, Phänomenalen überschreiten und ihm spekulativ vorangehen. Der Aufsatz versucht zu zeigen, daß Finks Phänomenbegriff kein phänomenologischer, sondern ein „ontogonischer“ ist: er bezieht sich nicht darauf, wie Dinge erscheinen, sondern darauf, wie sie werden, was sie sind. Es ist dahinter eine Vorstellung von Genesis versteckt, aufgrund deren Fink eine radikale Trennung vollzieht zwischen dem Geschehen des Erscheinens einerseits und dem Erschienenen als Ergebnis dieses Geschehens andererseits.

Die Grundthese des Aufsatzes lautet: Finks These - die Phänomenalität der Phänomene sei kein phänomenales Datum - ist kein voraussetzungsfreies Axiom, sondern sie setzt die genannte Vorstellung einer Genesis voraus. Es wird weiter gefolgert, daß vor dem Hintergrund dieser Entdeckung auch die Konsequenzen, die Fink aus seinem Ansatz zieht, eine neue Bedeutung gewinnen und nicht mehr aufrechtzuerhalten sind. So zeigt sich z.B. Finks Entfaltung des Problems des Erscheinens als eine aperspektivische Theorie menschlicher Perspektivität und auch Finks Versuch, das Erscheinen aus dem Zugriff des Menschen zu entfernen, verliert seine Begründung.

Abschließend: wenn wir Finks „ontogonische“ Fassung des Phänomens und seine Vorstellung vom Erscheinen als einer Genesis von Seiendem nicht annehmen, dann muß für uns die Frage nach der Phänomenalität nicht unbedingt einen Schritt aus dem Bereich des Ausweisbaren bedeuten.