Auf dem Weg zum ewigen Frieden
Volltext (PDF): Auf dem Weg zum ewigen Frieden
Kants Idee des ewigen Friedens ist nicht nur eine unmittelbare Reaktion auf den historisch bedingten Frieden zwischen Preußen und Frankreich, sondern auch ein bedeutsamer Punkt seiner Auffassung der geschichtlichen Entwicklung. Das Geschichtsparadox beginnt Kants Meinung nach in einem Augenblick, in dem die Menschenfreiheit vom Aufruhr gegen das Gottsverbot erlöst wurde. Dieser Konflikt erwerbt in der Geschichte eine Widerspruchsgestalt zwischen einem tierischen Menschentrieb und einer regulativen Vernunftkraft, zwischen einer unüberwindlichen Bosheit und einer imperativen Moralität. Während ein natürliche Geschichtsantagonismus allmählich die negativen Wirkungen begrenzt, ist die Idee des ewigen Friedens ohne ein Ende der Geschichte beschwerlich gedankbar. Doch der Mensch findet seine Hoffnung in einer Naturzweckmäßigkeit und dann auch in der Vorsehung, in der er sich selbst als den höchsten Naturzweck erkennt. Mit Bezug auf diese Einsicht nimmt der ursprüngliche Konflikt eine Richtung auf eine Versöhnung, die doch nur ein ideales Ziel ist. Der Weg zum ewigen Frieden ist also ein unendlicher Weg.
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