Zeitlichkeit und Eigentlichkeit in Sein und Zeit (einige Probleme der Heideggerschen Zeitauffassung und ihre Analogien bei Augustinus)

Lenka Karfíková

Die authentische Zeitlichkeit Heideggers kommt in ihrer unbestimmten Leere des Vorlaufens zum Tode Augustins Ausstreckung der Seele zur eschatologischen Zukunft nahe, welche ihrerseits ebenso ein Verlangen bedeutet, die Zerstreuung an die Dinge zu überkommen. Heideggers unauthentische Zeitlichkeit ist ähnlich wie bei Augustin ein Verflochtensein in die Dinge, das es (beiden Autoren) zugleich ermöglicht, die Zeit zu messen und sie als die Zeit der vorübergehenden Dinge zu verstehen. Für beide Autoren ist diese Zeitlichkeit als Verfallensein bzw. als Zerstreuung moralisiert. In der vorgelegten Reinterpretation gewinnen die drei Momente der Zeit, die bei den beiden Autoren mutatis mutandis vorkommen (nämlich die „authentische“ und „unauthentische“ Zeitlichkeit des Daseins und die „Weltzeit“), einen neuen Sinn, der auf einer anderen Bewertung des Daseins als Mitsein und In-der-Welt-Sein wie auch auf einer „Entmoralisierung“ der authentischen und insbesondere der unauthentischen Zeitlichkeit gründet.